Hase,
kennst du diese Momente, wenn dir klar wird, dass dir jemand jahrelang etwas vorgemacht hat?
Diese Mischung aus AUTSCH und FUCK YOU?
Ich hatte erst vor kurzem so einen Moment, als mir klar wurde, dass nicht nur ich, sondern ein zwei Generationen Frauen so grandios an der Nase herumgefüht wurden, dass wir es nicht nur geglaubt, sondern es uns auch noch als Vorbild genommen haben.
Wer mich da so belogen hat? Nun ja, Hollywood, und ein Haufen Männer, die einen Film produziert haben. Und obwohl ich inzwischen weiß, wie der Hase läuft, habe ich trotzdem immer wieder Tränen in den Augen, wenn Jennifer nach ihrem Killer-Casting überglücklich aus der Tanzakademie stürmt.
Wer weiß es? Genau, ich spreche von FLASHDANCE! (Wenn Du von diesem 80er Jahre Klassiker noch nichts gehört hat, findest du diese ikonische Abschlussszene hier auf youtube, zu dem Knallersong ‚What a Feeling‘ von Irene Cara.)
Worum geht´s in dieser Szene? Um sich ihren Traum von der Tanzakademie zu erfüllen, tanzt sich die Fabrikarbeiterin Alex Owens, gespielt von Jennifer Beals, mühelos in die Herzen einer mürrischen Jury. Beals springt, schwebt und rockt mit Ballett-, Breakdance- und Akrobatik-Einlagen ihre Audition. Bis das letzte Jury Mitglied begeistert mit den Füßen wippt. Und das, obwohl sich die Schweißerin das Tanzen bis ins kleinste Krümelchen selbst beigebracht hat.
Nach dieser smashing Tanzeinlage stürzt Beals, immer noch die Haare schön, aus der Akademie und wird von ihrem Traumtypen mit Porsche, Rassehund und einem Strauß roter Rosen überrascht. Wenn die beiden dann knutschen, tja, das ist die Stelle, wo ich immer Tränen in den Augen habe.
Weil sie einfach nur perfekt ist.
Und einfach nur der reinste Bullshit.
Dr. Brene Brown heißt die kluge und liebevolle Psychologin, von der ich viel gelernt habe, was Scham, Perfektionismus und das Kleinhalten von Frauen angeht. Und in „Men, Women & Worthiness“ führt sie als Beispiel für viel zu hohe Ansprüche von Frauen an sich selbst einen Film an:
Flashdance.
Denn wisst ihr was?
Diese ikonische Szene der 80er Jahre, die sich in den Köpfen von 150 Millionen Zuschauern als Vorbild absoluter Perfektion eingravierte, wurde nicht von EINER Frau verkörpert. Nein, auch nicht von zwei Frauen, wie bei Julia Roberts in Pretty Woman oder bei Natalie Portman in Black Swan, denen die Filmschaffenden ein Body Double bzw eine Ballerina an die Seite stellten.
In Flashdance waren es 5.
Darunter die tatsächliche Hauptdarstellerin Jennifer Beals, zusätzlich eine französische Tänzerin und Schauspielerin, eine Turnerin und als Breakdancedouble ein 16jähriger Burschi mit dem klangvollen Künstlernamen Crazy Legs. Alles perfekt gedreht und geschnitten.
Holy shit HOLLYWOOD, oder? Was wird uns denn damit vermittelt? Dass es als Frau möglich ist, alle diese perfekten Eigenschaften in sich selbst zu vereinen?
Dieses Rennen, Schatz, können wir nicht gewinnen.
Ich werde dich immer ermutigen, deine Träume wahr werden zu lassen, aber so, Darling, ernsthaft?
Puh. Und was hat das jetzt mit dir zu tun, fragst du mich jetzt?
Naja, überlege dir, in wievielen verschiedenen Rollen du in deinem Alltag steckst.
Du bist: Tochter, Schwester, Mutter? Patentante? Patenkind?
Freundin, Ehefrau, Geliebte, Single, Vertraute, Konkurrentin?
Gastgeberin? Kollegin, Chefin, Angestellte, Vorgesetzte, Gründerin, Kundin, Auftraggeberin?
Nachbarin, Gemeinderätin, Köchin, Krankenschwester, Streitschlichterin, Putzfrau, Gärtnerin, Hausmeisterin, Buchhalterin, Steuerprofi, Nachhilfelehrerin, Investementbankerin, Entrepreneurin? Diplom-Dingsbums?
Yogini? Sportlerin? Wissenschaftlerin? Instagöttin? Social-Media-Image-Aufrechterhaltende?
Mama mia. Merkst du was?
Kein Wunder, dass dein Stresslevel so hoch ist. Weil uns suggeriert wird, dass es tatsächlich möglich sein könnte, alle Rollen perfekt auszufüllen.
Aber: Viele dieser Rollen stehen sich im Weg! Wissen wir nicht alle, dass die Mutterrolle und die der Unternehmerin manchmal clashen MÜSSEN? Dass die Ehefrau und die sexy Geliebte nicht immer eins sein können?
Kein Wunder, dass du schon so früh begonnen hast zu glauben, du bist nicht gut genug.
Brrrrr. Bist du aber.
Und wie kommst du da raus?
Indem du dir sagst:
Du bist perfekt. Du bist perfekt unperfekt. Du bist EINE Person, und die ist wunderbar. Was du leistest, ist unglaublich.
Hm. Das klingt gut, kommt aber meistens nicht in deinem Herzen an.
Weil du das erst trainieren musst.
Verstehe, dass die Scham, darüber, nicht perfekt zu sein, dein größter innerer Widersacher ist, wenn es darum geht, deine Träume zu verwirklichen.
Lies Brené brown. Lass dich coachen. Verzeih dir. Geh auf die Suche nach Momenten, die dazu führen, dass du dich ganz fühlst. Und dann mache mehr von genau diesen Dingen.
Und lass dich nicht verarschen, Baby.
Deine Sigi
hey Hase,
du hast so Recht Flashdance ist ein gutes Beispiel für mega shit Frauenvorbilder!
Ich liebe den Film aber immer noch und zwar deshalb, weil ich Tänzerin werden wollte als Mädchen. Wenn ich ihn heute ansehe strahle ich und der Song… blink blink der macht immer noch so ein mega glückliches Gefühl 🙂 .. die Szenen wenn sie alleine übt sind mega toll immer noch, aber den Typen hatte ich schon nicht mehr in Erinnerung, läuft nebenbei mit;) … sie macht es für sich … immerhin 🙂
Heute weiß ich auch, dass manche Träume nicht in Erfüllung gehen müssen, was völlig in Ordnung ist .
Hey babe du schreibst wundervoll und Du bist es auch !
Liebst Grüße
Danke, liebe Heidi! Es ist verrückt – ich habe wirklich beim Schreiben viel an Dich gedacht, danke für Deinen Kommentar! Manche Träume gehen nciht in Erfüllung, aberdafür andere,die uns oft gar nicht klar waren! Bis bald, Deine Sigi